ABS Rucksack – Freerider, Bergführer und Tourenfahrer wissen, wie es sich anfühlt, völlig unberührte Schneelandschaften zum ersten Mal zu betreten und die Natur in all ihrer Schönheit hautnah zu erleben. Sie wissen allerdings auch, dass eine unbedachte Bewegung, ein falscher Schritt Kräfte in Bewegung setzen können, denen niemand gewachsen ist.
Lawinen sind die größte Gefahr für Sportler in den Bergen. Mit bis zu 300 km/h rasen Schneemassen die Hänge hinab und begraben dabei alles unter sich, was sich ihnen in den Weg stellt. Um das zu überleben, gibt es kein Patent-Rezept. Aber die richtige Ausrüstung erhöht deine Chancen extrem – allen voran ein ABS Rucksack.
ABS Rucksack
Inhaltsverzeichnis
- Warum ein Rucksack dieser Marke?
- Woraus besteht ein Rucksack von ABS?
- Funktion
- Pro & Contra
- Worauf solltest du beim Kauf achten?
- Unser Fazit
- Die Entstehung
Warum ein ABS Rucksack?
Das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos hat ermittelt, dass 97% der Sportler, die bei einem Lawinenabgang mit einen ABS Lawinenrucksack ausgerüstet waren, diese Naturgewalt überlebt haben, 84% davon sogar unverletzt. 43% der Personen dagegen, die keinen ABS Rucksack (“Avalanche Balloon Securesystem“) getragen haben, wurden verschüttet, und 25% kamen schlussendlich dabei ums Leben.
Natürlich garantiert auch ein ABS-Rucksack keine hundertprozentige Überlebenschance, und ohne die obligatorische Ausstattung wie Lawinenschaufel, Sonde und LVS (Lawinenverschüttungssuchgerät) solltest du dich schon gar nicht abseits gesicherter Pisten auf den Berg wagen. Trotzdem sprechen die oben genannten Zahlen für sich, denn die größte Gefahr für Sportler, die in eine Lawine geraten, ist es, verschüttet zu werden. Die Schneemassen dringen in Mund und Nase ein, behindern die Atmung, und durch das Gewicht fällt es schwer, sich zu bewegen. Abgesehen davon, dass der Orientierungssinn durch die Massen an Schnee völlig ausgeschaltet ist.
Durch einen Lawinenairbag wirst du im Fall der Fälle nicht nur vor Verletzungen geschützt, die gasgefüllten Kammern sorgen zusätzlich dafür, dass du gar nicht oder zumindest nicht so tief verschüttet wirst wie eine Person ohne ABS Rucksack.
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Woraus besteht ein ABS Rucksack?
Die Bauweise des ABS Rucksacks ist so einfach wie genial. Du kaufst eine Base-Unit, die die Twinbags enthält, entscheidest dich je nach Bedarf für eine Auslöseeinheit und einen Zip-On – und schon bist du bestens für deine Tour gerüstet. Im Folgenden haben wir dir die drei verschiedenen Modelle der Firma ABS einmal zusammengestellt. Jede der Base-Units kann mit einer Stahl- oder Carbon-Auslöseeinheit kombiniert werden, wobei Carbon im Gegensatz zu Stahl sehr viel leichter ist.
Base Unit |
Größen |
Zip-On Bags |
Features |
VARIO Line (geliefert mit 8 Liter Vario Zip-On) | Größe S bis 49 cm Rückenlänge
Größe L ab 46 cm Rückenlänge (gemessen ab Oberkante Schulter bis Oberkante Hüfte) |
8 Liter Vario
18 Liter Vario 24 Liter Vario 32 Liter Vario 45 + 5 Liter Vario |
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VARIO Limited Silver Edition (geliefert mit 18 Liter Vario Zip-On) | siehe VARIO Line | siehe VARIO Line |
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Powder(geliefert mit 8 Liter Powder Zip-On) | Dank kürzerer Rückenplatte und eng anliegendem Hüftgurt auch für Frauen und Jugendliche geeignet | 8 Liter Powder
15 Liter Powder 26 Liter Powder |
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Wie funktioniert ein ABS Rucksack?
Im Grunde sorgt der ABS Rucksack mit seinen Twinbags dafür, dass das Volumen deines Körpers vergrößert wird, nämlich um die oben genannten 170 Liter. Innerhalb von 1-2 Sekunden werden die signalfarbenen Polyamid-Airbags mit Hilfe der 300 bar Druck in der Auslöseeinheit aufgepumpt und schützen dich bei einem Lawinenabgang bestmöglich.
Der ABS Rucksack macht sich dabei den sogenannten Paranuss- oder auch Müsli-Effekt zunutze, der besagt, dass sich in einem fließenden Medium volumenmäßig größere Partikel stets an der Oberfläche absetzen. Das kannst du beispielsweise mit einer Tüte Popcorn oder eben mit Müsli ganz einfach nachprüfen: Wenn du die Schüssel rüttelst, arbeiten sich die größeren Bestandteile immer nach oben.
Das Airbag-System des ABS Rucksacks lässt sich nach jeder Auslösung zusammenlegen und wiederverwenden, nur die Auslöseeinheit muss in dem Fall ersetzt werden. Dies geschieht über ein Pfandsystem beim ansässigen Fachhändler.
Viele Hersteller bieten inzwischen Lawinenairbags an, neben ABS auch Ortovox, Deuter und andere. Sie alle funktionieren auf Basis des Paranuss-Effekts, kommen zumeist mit einer Twinbag-Einheit daher, manche allerdings auch mit einem einzelnen Airbag, der den Nacken und Kopf umschließt.
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Pro & Contra
Was spricht für die Anschaffung eine ABS Rucksacks?
- Die Überlebenschance bei einem Lawinenabgang wird um ein Vielfaches erhöht, wenn du mit einem ABS Rucksack ausgestattet bist; zusammen mit der obligatorischen Sonde, einer Lawinenschaufel und einem LVS bist du somit als Freerider bestmöglich geschützt
- Die Airbags sorgen für ein Aufschwimmen auf den Schneemassen und verhindern die meist tödlich endende Verschüttung
- Die Systeme sind wiederverwendbar, die Auslöseeinheit über ein Pfandsystem auswechselbar
- Ein ABS Rucksack bringt nicht nur den Nutzen des Airbags mit sich, er nimmt auch all dein Gepäck sicher auf – genau wie ein „normaler“ Ski-Rucksack
- Verschiedene Hersteller bieten unterschiedliche Modelle an, sprich für jeden Anspruch ist das richtige dabei
Was spricht gegen einen ABS Rucksack?
- Natürlich können die Hersteller der Lawinenairbags nicht alle Einzelteile selbst fabrizieren. Wie bei der Autoindustrie auch sind sie auf Zulieferer angewiesen und auf deren korrekt funktionierende Waren. Schleicht sich in dieses System auch nur ein kleiner Fehler ein, kann es zum Versagen des gesamten Airbags kommen. So geschehen beim Marktführer ABS, der jeden mit einer Auslöseeinheit aus Stahl ausgestatteten ABS Rucksack zurückrufen musste, der zwischen 1996 und dem 2. Dezember 2014 verkauft wurde. Die Gefahr besteht nämlich, dass die verwendete Stahlpatrone mit Rückständen verunreinigt sein könnte. Dies hatte allein bei ABS in drei internen Testläufen zu einem Versagen des Airbag-Systems geführt, so dass sich der Hersteller dazu entschieden hat, die Rückrufaktion zu starten und somit keine Mühen zu scheuen, seine Kunden vor bösen Überraschungen zu bewahren. Betroffen waren auch Produkte der Firmen Bergans, Dakine, Deuter, Haglöfs, Ortovox, Salewa, The North Face und Vaude.
Im Grunde bedeutet das nur, dass selbst ein ABS Rucksack dir keine 100% Schutz bei einem Lawinenabgang bieten kann. Dementsprechend hier noch einmal die Bitte, dass du dich nur mit LVS, Lawinenschaufel und Sonde abseits der Pisten bewegen solltest.
- So hilfreich die Base-Units auch sind, sie sind keine Leichtgewichte und nehmen im Rucksack viel Platz weg. Für Touren, die mehrere Tage dauern, wird der Platz im ABS Rucksack also recht schnell knapp.
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Worauf solltest du beim Kauf eines ABS Rucksacks achten?
Die drei Modelle des Herstellers ABS kommen entweder mit einem 8 oder einem 18 Liter Zip-On, was nicht gerade viel Platz für Gepäck bietet. Du solltest dir also im Voraus klar darüber sein, für welche Art Tour du dir einen ABS Rucksack zulegen möchtest. Tagestouren schaffst du mit einem 18 Liter fassenden Rucksack durchaus, Mehrtagestouren nicht. Allerdings bietet gerade ABS die Möglichkeit, nachträglich noch größere Zip-Ons dazuzukaufen. Andere Hersteller verkaufen ihren Rucksack mit einer Base-Unit, die zwar herausnehmbar, aber meist nicht problemlos in andere Rucksäcke integrierbar ist.
Am besten du informierst dich bei deinem ansässigen Fachhändler noch einmal näher, welcher ABS Rucksack für dich geeignet ist. Das kostet zwar Zeit, ist die Mühe aber allemal wert, wenn du tatsächlich einmal in die Situation geraten und auf deinen ABS Rucksack angewiesen sein solltest.
Generell gilt eine Garantie des Herstellers von zwei Jahren ab Kaufdatum, wobei dieser Zeitraum unter gewissen Umständen von ABS auch verdoppelt werden kann. Hierzu und für nähere Infos zum Wartungs- und Produktservice, zu Nachrüstempfehlungen und Rückrufen kannst du dich direkt an ABS wenden.
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Unser Fazit
Ja, ein ABS Rucksack ist schwerer als ein normaler Ski-Rucksack. Und natürlich bleibt aufgrund der Twinbags, der Auslöseeinheit und der gesamten Mechanik nicht mehr so viel Platz im Rucksack, als wenn du dir einen ohne integrierten Lawinenairbag kaufen würdest. Und teuer ist ein ABS Rucksack obendrein.
Trotzdem möchten wir hiermit eine Empfehlung zum Kauf eines ABS Rucksacks aussprechen, gerade wenn du leidenschaftlicher Freerider bist, dich auf langen Skitouren quer durchs Gebirge kämpfst oder als Bergführer arbeitest. Dein Leben sollte es dir mehr als wert sein.
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Die Entstehung des ABS Rucksacks
In den 1970er Jahren fiel einem Förster auf, dass er in einer Schneelawine näher an der Oberfläche blieb, wenn er währenddessen das Gewicht eines erlegten Tieres auf dem Rücken trug. Indem er Tests mit großvolumigen Kanistern und Ballons durchführte und diese in Lawinenabgängen beobachtete, konnte er diese Erfahrung manifestieren und erkannte, dass die Vergrößerung des Gesamtvolumens eines Körpers dafür sorgte, dass er schlechter oder gar nicht verschüttet wurde. Er meldete seine Entdeckung zum Patent an, das er 1980 der leidenschaftlichen Skifahrer und Unternehmer Peter Aschauer verkaufte. Aschauer gründete die Firma ABS (“Avalanche Balloon Securesystem“) Peter Aschauer GmbH und legte damit den Grundstein für die Entwicklung des allerersten ABS Rucksacks.
Auf der ISPO 1985 stellte Aschauer dann auch den allerersten voll funktionstüchtigen ABS Rucksack vor und erregte sofort große Aufmerksamkeit. Bereits vier Jahre später rüstete der DAV Summit Club die Variantenskifahrer auf den „Ski-Plus Wochen“ mit einem ABS Rucksack aus.
Seit 1995 arbeitet die Firma eng mit dem Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) zusammen, um den ABS Rucksack immer weiter zu verbessern und damit die Überlebenschancen von Sportlern in Lawinenabgängen zu erhöhen. 1996 wurden dann auch gleich zwei Neuerungen eingeführt: Zwei Airbags statt bisher einem rüsteten den ABS Rucksack nun aus, und ein pyrotechnisch-pneumatisches Auslösesystem ersetzt den bisher verwendeten Bowdenzug. Im Jahre 2008 wurde das inzwischen bewährte Zip-On Prinzip entwickelt, das eine Anbringung verschieden großer Packsäcke an die separate Base-Unit erlaubt, und 2009 brachte die Möglichkeit der Fernauslösung in einer Gruppe neuen Wind in die Entwicklung des ABS Rucksacks.
Nach wie vor ist ABS Marktführer in Sachen ABS Rucksack weltweit, hat inzwischen bedeutende Firmen wie Deuter, Dynafit und andere Industriepartner in die Entwicklung mit einbezogen und so zur Verbreitung des lebenrettenden Systems beigetragen.
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Bildquellen: http://Shutterstock.com/@tawanlubfah/@djgis
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